von Simon Kretzschmar, VolNet Freiwilliger 23/24
„Pass bloß auf, dass du dann nicht auch noch ein Lehrer wirst“ meinte ein guter Freund zu mir, als ich ihm vor einigen Monaten davon erzählt habe, dass ich für einen Freiwilligendienst in Gambia an einer Schule arbeiten werde. Und auch ich hatte am Anfang ein paar Zweifel: Ich habe jetzt mein Abi einmal geschafft – und gehe dann direkt wieder zurück ins System Schule. Ist das wirklich, was ich will? Nachdem ich angefangen habe, hier einige Wochen zu arbeiten, stellte ich fest: Schule ist anders, wenn man sie aus der Sicht des Lehrers erfährt und noch einmal ganz anders, wenn man als Volunteer aus Deutschland an einer gambischen Schule arbeitet.
Eine 100%-ige Aufgabenbeschreibung von dem, was man an der Schule jeden Tag machen soll, kann man nicht geben, da dies individuell sehr vielfältig ausgestaltbar ist. Ich habe nach der dritten Woche für jeden Tag eine eigene Unterrichtsstunde (70 Minuten) bekommen, die ich in der neunten Klasse halte. Mir macht das sehr viel Spaß, da ich Teile meines Unterrichts häufig wie Gespräche und Diskussionen mit der Klasse gestalten kann, wodurch auch ich dann immer wieder viel von den Schülern dazulerne. Die Verständigung auf Englisch ist nicht durchgängig einfach, da man verschiedene Akzente spricht und außerdem auch einige Schüler*innen nicht wirklich geübt in der Schulsprache sind. Nach und nach pendelt sich jedoch ein gegenseitiges Verstehen ein. Frustrierende Normalität in (meinem) gambischen Schulalltag ist, dass es immer die berühmt-berüchtigte „letzte Reihe“ gibt, die halt mit den Gedanken wo ganz anders ist, aber auf der anderen Seite gleichzeitig auch immer eine Gruppe sehr aufgeweckter Schüler*innen, die man in ihrer Motivation alle Fragen immer gleich durch lautes Hereinrufen zu beantworten bremsen muss.
Schule ist aber bei weitem nicht nur Unterricht. Auch außerhalb davon gibt es gute Möglichkeiten und große Baustellen, an denen man sich einbringen kann. So haben wir hier zum Beispiel einen Computer-Raum und eine kleine Schulbibliothek, die beide für sich hin-verfallen und die einfach mal wieder etwas mehr Aufmerksamkeit, Zeit und Liebe benötigen würden. Was wirklich sehr gut läuft, ist der „St. Francis Drama Club“ mit ziemlich populärem Youtube-Kanal (https://www.youtube.com/@stfrancisdramaclub). Der zuständige Mr. Marena freut sich auf jeden Fall auch immer über Unterstützung. Mein aktuellstes Projekt mit den anderen SES- und Agricultural Science-Lehrern zusammen ist die Gründung eines „Environmental Club“ an der Schule, der dann Exkursionen und weitere Aktionen organisieren soll.
Schule muss also keineswegs nur Unterrichten bedeuten und auch als jemand wie ich, der nicht vor hat später Lehrer zu werden, hat man in dieser Einsatzstelle viel Spaß. Was einem auf jeden Fall gewiss ist: Man wird auch im normalen Gunjur-Leben immer wieder von Schüler*innen angesprochen oder als „Teacher!“ angesprochen werden. Und das ist wirklich ziemlich cool. Schule findet eben auch außerhalb vom Klassenraum statt.